Im Fall der Restrukturierung eines Unternehmens in einem frühen Krisenstadium sind die Handlungsoptionen am vielfältigsten und die Erfolgswahrscheinlichkeit am höchsten. Folglich gilt es, eine Unternehmenskrise möglichst früh zu erkennen, um zeitig Maßnahmen für einen Turnaround zu ergreifen: Business Development, Change Management oder Transformation Management sind dann die Werkzeuge – nicht jedoch die Sanierung! Der Unternehmensberater wird die Krisenursachen im Detail analysieren und zusammen mit der Geschäftsleitung und den Gesellschaftern kreative und langfristige Maßnahmen konzipieren; unter Mitwirkung der Beteiligten werden diese dann im Unternehmen umgesetzt. Die Transformation ist als kontinuierlicher Prozess nachhaltig angelegt und weit weniger aufwendig und einschneidend als die Sanierung in einem späteren Krisenstadium.

Wird die Schieflage hingegen zu spät erkannt, ist in vielen Fällen die Insolvenz nicht mehr abwendbar, da die finanziellen Reserven der Firma bereits zu sehr angegriffen sind. Die durch das Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) eingeführte (vorläufige) Eigenverwaltung und das Schutzschirmverfahren haben zwar der Insolvenz den Schrecken weitgehend genommen, steht doch die Sanierung des Unternehmens durch die Geschäftsleitung im Vordergrund und nicht die Zerschlagung. Allerdings sind beide Sanierungsverfahren nur für wohl vorbereitete Insolvenzen geeignet; bei zu tiefgreifenden Insolvenztatbeständen bleibt oft nur die Abwicklung des Unternehmens.

Fragt sich: Wer stellt möglichst frühzeitig die Krise fest? Interne Frühwarnsysteme gibt es als Teil des Controllings vor allem in Konzernen und bei größeren Unternehmen. Mittelständische Firmen verfügen meist nicht über solche Werkzeuge, auch deshalb nicht, da sie oft keine Controllingabteilung besitzen. Selbst wenn sich aus der internen Analyse von Jahresabschlüssen und unterjährigen betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA) Erkenntnisse zum rückläufigen Geschäftsverlauf gewinnen lassen, werden vielfach keine Restrukturierungsentscheidungen gefällt. Der Unternehmer ist nämlich generell Optimist – sonst wäre er wahrscheinlich nicht Unternehmer – und beschönigt die Situation:„Es hat noch immer funktioniert, es wird auch dieses Mal gut gehen!“

Externe Unterstützung mittelständischer Unternehmen zur Krisenerkennung tut also not.

Werden jedoch Erfolge gerne nach außen kommuniziert, so wird eine Krise möglichst verschleiert. Als externe Stakeholder kennen am ehesten Steuerberater und Kreditinstitute die wahre Situation des Unternehmens, auch Wirtschaftsprüfer, soweit mandatiert.

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